Stan van Elderen: Warum Charlie Wallace?. Hanser, 2009.
ISBN: 978-3-446-23311-9
208 Seiten, EUR 14,90 (ab 12 J.)
Als Jonathan Charlie kennenlernt, bekommt sein Leben eine andere Richtung. Charlie ist so ganz anders wie er selbst. Er geht ehrlich und direkt auf die Menschen zu, ganz gleich ob das ein Obdachloser, eine Geschäftsfrau in der U-Bahn oder seine neuen Klassenkameraden sind, und sagt mit Bestimmtheit seine Meinung. Seinem Literaturlehrer begegnet er mit höflichem, aber offenen Widerstand und auch den Machtkämpfen mit den Wortführern der Klasse hält er mit unbefangener Entspanntheit stand. Sein Charme, sein Charisma und sein klarer, aufgeweckter Blick machen ihn zu einer starken Persönlichkeit. Auch Jonathan ist er zugewandt und schwänzt gerne mit ihm die Schule, um sich von ihm seine Lieblingsplätze in New York zeigen zu lassen und mit ihm seinen Arbeitsplatz im Zoo und das neugeborene Schimpansenbaby zu besuchen. Aus Charlies offenen Fragen und seiner Bereitschaft sich auf Neues einzulassen entstehen anregende Diskussionen zwischen den beiden. In Charlies warmherziger Familie fühlt sich der verschlossene Jonathan bald zugehörig, ganz anders als bei seinen eigenen, meist abwesenden Eltern. Doch für Jonathan, den Ich-Erzähler, wird durch die Freundschaft zu Charlie auch die Auseinandersetzung mit seiner persönlichen Lebensgeschichte angestoßen. In ihm tauchen immer wieder dunkle Erinnerungen auf, über die er weder mit seinen Eltern noch mit seiner Therapeutin noch mit Charlie sprechen kann. Nur sehr vage deutet er an, dass er in seinem früheren Internat so unter den Drangsalierungen seines Mitbewohners litt, dass er einen Selbstmordversuch hinter sich hat. Charlie und Jonathan erleben eine Woche zusammen bis ihre gemeinsame Zeit und Charlies Zukunftspläne, Politiker zu werden, ein jähes Ende finden. Warum Charlie Wallace?
Nach der Trilogie um den "13. Zauberer", die vor einigen Jahren bei Urachhaus erschienen ist, hat Stan van Elderen mit diesem Buch ein ganz anderes Genre gewählt. Mit Charlie Wallace hat er eine Figur geschaffen, die man nicht mehr vergißt, die einen weiter begleitet und die einem zum Vorbild werden kann. Aber auch die nach innen gewandte depressive Stimmung Jonathans wird nachfühlbar.
Die Frage nach der eigenen Identität und wie sie sich behaupten kann, ist das Grundthema dieser Geschichte.