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Lauren St. John:
Die weiße Giraffe.

Freies Geistesleben, 2008.
ISBN: 978-3-7725-2141-6
235 Seiten, EUR 14,90 (ab 12 J.)

Nach dem Tod ihrer Eltern fühlt sich Martine leer, traurig und vor allem heimatlos. Von Amts wegen wird sie, ohne es zu wollen, zu ihre Großmutter geschickt, die in einem Reservat in Afrika lebt. Martine spürt deutlich, dass sie bei ihr nicht willkommen ist, doch muss sie wohl notgedrungen mit ihr auskommen. Nur unter den Tieren und in der Natur von Sawubona fühlt sie sich von Anfang an zu Hause. Schon bald merkt sie, dass es dort viele Geheimnisse gibt, die auch mit ihrer Herkunft zu tun zu haben scheinen. Was hat es mit der Prophezeiung der Eingeborenen Grace auf sich, dass ein Kind kommen wird, das auf einer Giraffe reitet? Grace sagt ihr auch, dass sie eine Gabe besitze, die Segen und Fluch zugleich sein könne. Es dauert nicht lange bis Martine tatsächlich die legendäre weiße Giraffe trifft, von der alle sprechen, und nach der die Wilderer voller Gier jagen. Vom ersten Blick an scheint eine magische Verbindung zwischen den beiden zu bestehen. Jemmy, wie Martine die Giraffe nennt, zeigt ihr das Reservat und seine geheime Felshöhle und läßt sie tatsächlich auch auf seinem Rücken reiten. Doch Martine muss unentwegt auf der Hut sein, dass ihre Treffen geheim bleiben und Jemmy nicht von den Wilderern entdeckt wird. Durch ihre besondere Begabung kann sie ihm das Leben retten als er angeschossen wird, und sie muss all ihre Kraft und Schlauheit aufbieten, um ihn in letzter Sekunde aus dem Schiff zu befreien, mit dem er weggebracht werden soll… Das ganze Buch ist durchzogen von dem feinsinnigen Erspüren Martines, mit dem sie einen intuitiven Zugang zu den Tieren und den Naturprozessen hat. Durch ihre Einfühlungsgabe wachsen ihr sogar heilende Kräfte zu. Gleichzeitig scheinen die Natur und natürlich die weiße Giraffe wiederum Martine mit Trost und Beistand zu umgeben. Hier fühlt sie sich im Einklang, und sie kann rasch erfassen, wie sie helfen kann. Dabei muss sie nicht nur die Tiere schützen, sondern auch sich selbst, denn sie muss sich allein gegen ihre Großmutter, den Wildhüter und ihre Klassenkameraden behaupten, die ihre Fähigkeiten mißtrauisch beäugen. Erst durch hartnäckiges Nachfragen bekommt sie heraus, was wirklich hinter der ganzen Geheimnistuerei steckt.

Es ist spürbar, dass die Autorin selbst in Afrika aufgewachsen ist und ihre eigenen Erfahrungen in das Schreiben einfließen lassen konnte. So gewinnen auch die Szenen, die rational betrachtet die Grenzen des irdisch Möglichen überschreiten und an Wunder grenzen eine selbstverständliche Authentizität, ja sie gewinnen sogar ihre Poesie daraus, dass spirituelle Kräfte mit im Spiel sind. Auch wenn "Die weiße Giraffe" eher ein Mädchenbuch ist, in dem die Freundschaft zwischen Jemmy und Martine im Mittelpunkt steht, bietet es doch auch Spannung für die Jungen.


© by Ulrike Schmoller
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