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Ruth White:
Tief da unten.

Freies Geistesleben, 2008.
ISBN: 978-3-7725-2139-3
218 Seiten, EUR 16,90 (ab 12 J.)

Wie kommt ein zweieinhalbjähriges Mädchen an einem schönen Junimorgen vor das Gerichtsgebäude des kleinen Ortes Tief-da-unten? Keiner kennt das rothaarige Kind und auch eine Suchmeldung nach den Eltern bleibt erfolglos. Nun, in Tief-da-unten staunt man nicht lange, was es alles gibt, sondern nimmt sie, genau wie später den aus Not zum Bankräuber gewordenen Bob Reeder, herzlich auf. In der Pension Zuflucht findet Ruby bei Miss Arbutus ein freundliches Zuhause, das bereits von mehreren verunglückten Existenzen bevölkert wird. Ruby fühlt sich in dem kleinen Örtchen sehr wohl, in dem jeder die Macken des Anderen kennt und wo es doch viele kleine Gesten der Zuneigung gibt und jederzeit beherzt Hilfe geleistet wird. Sie wächst zu einer hilfsbereiten, tüchtigen Zwölfjährigen heran, als sich die Frage nach ihrer Herkunft verdichtet und tatsächlich ein Onkel gefunden wird, der sie schließlich zu ihrer Großmutter nach Hinterm-Berg bringt. Diese verbitterte alte Frau empfängt sie aber nur biestig und kommandiert sie herum. Ruby tut ihr Bestes und erfährt dort auch einiges über ihre wirklichen Eltern, aber sie verkümmert in der Einsamkeit immer mehr. Erst als sie tatsächlich geht, ist eine Aussprache mit der Großmutter möglich. Gleichzeitig wächst in Tief-da-unten die Sehnsucht nach Ruby, so dass sich Miss Arbutus entschließt, endlich zu erzählen, was in jener Juninacht wirklich geschehen ist.

Die Lösung, auf die die Leser ja das ganze Buch über mit Spannung gewartet haben und die deshalb hier auch nicht verraten werden soll, ist allerdings etwas seltsam. Sie spielt sich auf einer Traumebene ab, die über unsere gewohnte Realität hinausgeht. Dies kann man der Autorin problemlos abnehmen, wie das Mädchen aber tatsächlich den Weg nach Tief-da-unten zurückgelegt hat, wird ein Geheimnis bleiben. Kann man das akzeptieren, passt diese Auflösung recht gut zu den vorher eingestreuten Weisheiten über den Tod und das Danach, den Schlaf und das Zusammenspiel von bewusstem Ich und weisem Ich, die der ganzen Geschichte eine weite Dimension verleihen. "Das Herz findet seine eigenen weisen Wege", und so geben einige der Einwohner von Tief-da-unten ihre Ticks auf und bekommen dafür eine neue Nachbarin. Ein sehr schönes Buch, in dem sich die Autorin viel Zeit nimmt um den Ort und seine Menschen zu charakterisieren, um uns mit ihnen empfinden zu lassen, damit wir eine Weile ihr Leben teilen können.


© by Ulrike Schmoller
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