Kathleen Vereecken: Lara und Rebecca. Dressler, 2008.
ISBN: 978-3-7915-2104-6
189 Seiten, EUR 13,90 (ab 12 J.)
Die eine ist weiß, die andere schwarz. Lara ist die Tochter eines Zuckerrohrplantagenbesitzers, Rebecca ein Sklavenmädchen. Wie Schwestern wachsen die beiden gemeinsam auf, wissen jedoch nicht, dass sie es tatsächlich sind. Sie sind unzertrennlich - bis sie eines Tages doch voneinander getrennt werden als Laras Grossmutter bemerkt, dass Rebecca zu schlau geworden ist. Diese führte "ihre" Sklaven stets mit harter Hand und scheute auch vor der Prügelstrafe nicht zurück, um diese klein zu halten. Unter Umständen griff sie auch massiv in das Schicksal eines Sklaven ein, indem sie Liebende und Familien voneinander trennte, denn sie sah sie nur als Arbeitsmaterial an. Inzwischen haben Laras Eltern die Plantage übernommen, die zwar deutlich zeigen, dass sie die Herren sind, aber menschlicher und verständnisvoller mit ihren Bediensteten umgehen, wobei sexuelle Übergriffe der weißen Männer immer noch selbstverständlich sind. Auch Rebecca, die nun in der Sklavensiedlung lebt, wird nach einer Vergewaltigung von Laras Verehrer schwanger. Lara, die sich seit ihrer Trennung einsam fühlt und große Sehnsucht nach Rebecca hat, übernimmt nach dem Tod ihrer Mutter und dem Einzug ihres Vaters in den Sezessionskrieg die Führung der Plantage, wozu sie tatkräftig mit anpackt. Nach der gesetzlichen Abschaffung der Sklaverei kommt es ihr zu, ihre Farmarbeiter freizusprechen und eine neue Ordnung aufzubauen. Sie sorgt auch dafür, dass Rebecca mit ihrem kleinen Sohn Noah, den diese heimlich auf die Welt gebracht hat, und ihrem Mann Simon ein eigenes Stück Land kaufen kann. So weiß sie die Freundin in ihrer Nähe, auch wenn es nie wieder so werden kann wie früher.
Mit den Augen Laras und Rebeccas, aus deren Sicht abwechselnd erzählt wird, erleben wir eine Zeit des massiven Umbruchs. In vielen ergreifenden Szenen bringt uns sie Autorin das Leid der Schwarzen nahe, so dass deren Ohnmacht spürbar wird. Dabei ist es jedoch so, dass diese sich dennoch ihre innere Freiheit nicht nehmen lassen und ein erfüllteres Leben zu finden scheinen als die Weißen. Ob es der selbstbewusst federnde Gang der Köchin ist oder Rebeccas Liebe zu Simon, das bunte einfache Dasein in der Siedlung oder die einfühlsamen Hoodoo-Künste Delias - an dieser Wärme hat Lara keinen Anteil. Nur durch ihr Mitgefühl für das Schicksal der anderen kann sie schließlich einen Ausweg aus ihrer Einsamkeit finden. In ihrer Person findet sowohl die Befreiung der Sklaven wie die Versöhnung zwischen Schwarzen und Weißen ihre Verkörperung.