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Anne Pouget:
Verbotene Freundschaft.

Urachhaus, 2007.
ISBN: 978-3-8251-7596-2
166 Seiten, EUR 12,50 (ab 12 J.)

Demütigungen, Gewalt, Ohnmacht und die Beschränkung der alltäglichsten Rechte machten schon im 13. Jahrhundert den Juden das Leben zur Hölle. Die Pflicht, deutlich sichtbar den Judenring zu tragen, brandmarkte sie als willkommene Opfer und allgegenwärtige Sündenböcke. Der (historisch belegte) Tod eines kleinen Christenmädchens brachte damals zahlreiche Juden an den Galgen, da ihnen vorgeworfen wurde, menschliches Blut für Zaubertränke zu verwenden. Verzweifelt muss Jacob mit ansehen, wie auch sein Vater gefoltert und hingerichtet wird. Bei seinem Onkel Isaac in Paris findet der Junge ein neues Zuhause - und einen Freund, den Ausrufer Philippe, mit dem er oft in den Straßen der Stadt oder an den Ufern der Seine unterwegs ist. Doch Philippes Familie ist nicht gut auf den Judenjungen zu sprechen, und so oft die beiden über Glaubensfragen diskutieren, geraten sie in Streit miteinander. Jacob hinterfragt die absurden Regeln der Katholiken bis Philippe nur noch mit den Achseln zucken kann, er geht aber auch nicht darauf ein, ihrer Freundschaft zuliebe zu konvertieren, damit sie sich endlich offen begegnen können. Diese schöne Zeit findet ein jähes Ende als auch Jacobs Onkel den Verleumdungen der Inquisition anheimfällt. Wütend und hoffnungslos schließt sich Jacob den Gaunern des "Teufels von Vauvert" an, so dass Philippe ihn lange vergeblich sucht. Er ist jedoch zur Stelle als Philippes Schwester Yvelise angegriffen wird und bekommt zum Dank dafür eine kleine Hütte. Eine weitere gute Tat, die Rettung eines reichen Christen, bringt ihm sogar einen Besuch bei König Ludwig und die Erlaubnis ein, den Judenring nicht mehr tragen zu müssen. Jacob arbeitet sich vom Totengräber zum Kräuterkundigen empor und arbeitet, obwohl ihm das verboten ist, für den Anwalt Yves de Kermartin, der sich für die Armen einsetzt. Die Rettung eines verletzten Esels bringt ihm die Sympathien von Yvelise ein, der er alsbald ebenfalls zur Seite stehen muss, da sie ungewollt schwanger geworden ist. Als er jedoch den tot geborenen Säugling beerdingen will, wird es des Leichenhandels für schuldig befunden und steht bereits auf dem Schafott, als ihn Yvelise rettet, indem sie verkündet, ihn heiraten zu wollen. Jacob muss dazu konvertieren. So stehen die beiden jungen Menschen vor dem Traualtar, beide mit der Überzeugung, der andere habe ihn nur aus Dankbarkeit geheiratet. Erst nach vielen unglücklichen Ehewochen, die sie wie Geschwister verbracht haben, gestehen sie sich ihre tiefe Liebe.

Trotz der Handlungsfülle und all dieser bewegenden Ereignisse bleibt die Geschichte hinter ihren Möglichkeiten zurück und hinterläßt einen etwas faden Eindruck, da die Autorin emotional wenig in die Tiefe geht und auch die Übersetzung sprachlich altbacken wirkt. Sie schreibt in der dritten Person und packt die wesentlichen Fragen in die Dialoge, was sie zwar kurzweilig, aber oberflächlich macht. Zudem werden die Diskussionen zwischen den beiden Jungen immer einsilbiger anstatt den Ausgangspunkt für vielfältige philosophische Gedankenanstöße zu bilden. Darf ein Freund den anderen bedrängen, um der Freundschaft willen seinen Glauben aufzugeben? Ist es richtig, dass Jacob konvertiert, um Yvelise und sich zu retten anstatt wie sein Vater und Onkel den Märtyrertod zu sterben?

Da es sich jedoch um ein Buch für Zwölfjährige handelt, ist es, so wie es ist, aufregend genug und bietet einen reichhaltigen ersten Eindruck von den Lebensbedingungen der Juden im Mittelalter und ihrer Nöte.


© by Ulrike Schmoller
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