Christine Biernath: Leben auf Sparflamme. Gabriel, 2008.
ISBN: 978-3-522-30147-3
188 Seiten, EUR 12,90 (ab 12 J.)
Was sich in einer Familie abspielt, in der der Vater seinen Job als Fertigungsleiter verliert, erlebt die fünfzehnjährige Jessie hautnah. Vor allem der Umzug aus dem eigenen Haus in einen Wohnblock macht ihr zu schaffen, da sie nun eine neue Schule besuchen muss und ihren kompletten Freundeskreis verliert. Ihre kleine Schwester musste ihren Hund abgeben und ihr jüngerer Bruder auf neue Fussballschuhe verzichten, das Geld reicht nicht einmal für Salat. Erst als sich die Familie bei der "Tafel" versorgt, werden alle wieder richtig satt, doch Jessie braucht lange bis ihr das nicht mehr peinlich ist. Sie denkt sich Ausreden aus, warum sie mit ihren Klassenkameradinnen weder ins Freibad noch ins Kino gehen kann und liest ihre geliebten Fantasybücher direkt in der Bücherei, weil die Jahresgebühr zu hoch ist. Ihr Vater versinkt in seiner Frustration, so dass er auch den Familienalltag nicht wirklich bewältigen tragen kann und alles an der verzweifelten Mutter hängt, die eine Fortbildung absolviert. Jessies Bruder rutscht indessen in die Kriminalität ab. Oft gibt es Streit zwischen den Eltern, die nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll. Der Versuch, sich als Staubsaugervertreter selbständig zu machen, macht alles nur noch schlimmer, und Jessie fürchtet, dass ihr Vater sich etwas antut. Jessies Lichtblick ist ihr Schulfreund Florian, der offenbar gut mit dem Wenigen auskommt, das er hat. Der Verkehrslärm hört sich auf der Parkbank fast wie Meeresrauschen an und küssen kostet nichts.Doch auch er macht sich Sorgen um seine Zukunft, da er sich trotz guter Noten eine höhere Ausbildung aus dem Kopf schlagen kann. Seine Mutter bekommt Hartz IV obwohl sie Vollzeit arbeitet. Am Ende findet Jessies Mutter einen Job, was zwar das Rollenbild ihres Vaters auf den Kopf stellt, aber gemeinsam mit der Schuldnerberatung eine neue Perspektive eröffnet.
Christine Biernath bringt ihren jugendlichen Lesern dieses aktuelle Thema in einer einfachen Sprache nahe und bleibt dicht an ihrer Lebenswelt. Zum einen werden sich Betroffene mit ihren Sorgen darin wiederfinden, den anderen, die noch wie Jessies frühere Freundinnen wohlbehütet im Geld schwimmen und sich in Äußerlichkeiten verlieren, mag dieses Buch als Wecker dienen. Es erfüllt sicher keine literarischen Ansprüche, ist aber sehr gut und flüssig lesbar und eignet sich damit als Diskussionsstoff, als Klassenlektüre und für die Schülerbücherei. Wesentliche, vor allem emotionale Aspekte des Themas Arbeitslosigkeit werden hier nachfühlbar.