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Iain Lawrence:
Tom Tin und das Sträflingsschiff.

Freies Geistesleben, 2006.
ISBN: 978-3-7725-2291-8
260 Seiten, EUR 15,50 (ab 13 J.)

Nein, das war keine schöne Zeit, damals in London 1825. Alles ist grau und voller Schmutz, es regieren die Armut und die Verzweiflung, der Nebel und die Nacht, der Tod und die Ungerechtigkeit. Von den Abgründen des Lebens und dem gesellschaftlichen Abstieg eines vierzehnjährigen Jungen erzählt dieses Buch. Tom Tin muss erleben wie der mächtige Mr. Goodfellow systematisch seine Familie zugrunde richtet, indem er sie zum Umziehen zwingt und seinen Vater in den Schuldturm sperrt. Mit seiner Entscheidung zur Rache gerät Tom in einen Strudel der Ereignisse, der ihn unbarmherzig mit sich zieht. Er gerät mit einem Schlammsucher, einem Leichenräuber, einer Bande von Straßenjungen und mit einem geldgierigen Anwalt zusammen und wird schließlich vom Gericht des Mordes für schuldig befunden und zu sieben Jahren Deportation verurteilt. Nun beginnt für ihn eine trostlose Zeit auf dem Sträflingsschiff Lachesis, auf dem eine besondere Hackordnung zwischen den Jungen herrscht. Einzig seine Freundschaft zu dem kleinen Midge und ihre gemeinsamen Ausbruchspläne bringen einen Hoffnungsschimmer in die dunklen Tage. Doch die Flucht mißlingt, und sie landen auf einem Sklavenschiff, das sie nach Australien bringen soll - mit einem ganz besonderen Kapitän an Bord.

Toms Schicksal kreuzt sich immer wieder mit dem eines offensichtlichen Doppelgängers, den alle gekannt zu haben scheinen. Was hat es mit diesem Smasher auf sich, der noch nach seinem Tod maßgeblich an Toms Unglück beteiligt ist?

Dieses Buch ähnelt in Stimmung und Duktus "Oliver Twist" und steht diesem auch in literarischer Hinsicht in nichts nach. Man muss das Schaurige und Gruslige, das Finstere und Gewalttätige schon ertragen können, wenn man das liest. Tom ist den Geschehnissen einfach ausgeliefert, es geht schlicht ums nackte Überleben, da bleibt wenig Gelegenheit moralische Integrität zu beweisen. Ein interessantes Buch, das sicher seinen Reiz hat, in meinen Augen aber nicht das Beste von Lawrence, da es an den äußeren Ereignissen hängen bleibt.


© by Ulrike Schmoller
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