© www.litterula.de

David Almond:
Feuerschlucker.

Hanser, 2005.
ISBN: 3-446-20601-9
208 Seiten, EUR 15,90 (ab 12 J.)

Eine unbestimmte Angst liegt in der Luft, eine nicht zu fassende Bedrohung, ein lähmendes Entsetzen ist greifbar, das das gewohnte Leben in der Keely Bay auf eine schmerzlich-süße Art intensiviert. Im Jahr 1962 bangt die Welt um ihr Überleben und verfolgt gebannt die Entwicklung der Kuba-Krise. Für Bobby steht der Wechsel auf die höhere Schule an und ihn plagt die Ungewißheit, was ihn dort erwarten wird, denn seine Freunde Joseph und Ailsa, die bereits zum Familienunterhalt beitragen muss, werden nicht mitkommen. Dafür freundet er sich mit dem neu zugezogenen Professorensohn Daniel an, der es wagt sich gegen die prügelnden, fiesen Lehrer zu stellen. Bobby unterstützt Daniel dabei, Beweisfotos überall in der Schule zu verteilen und genießt den Triumph, eine Entschuldigung zu verweigern. Bobbys Sommer wird zudem von der unklaren Gesundheitssituation seines Vaters überschattet, die Anlaß zur Sorge gibt. Und dann ist da noch McNulty, der Feuerschlucker und Entfesselungskünstler, der Wagenradstemmer und Fakir, der auf einmal in der Stadt aufgetaucht ist. Bobby fühlt sich von diesem umherziehenden Verrückten, der den Schmerz vor seinen Zuschauern zelebriert, magisch angezogen. Von seinem Vater, der McNulty aus dem Zweiten Weltkrieg kennt, erfährt er, dass dieser an einem Kriegstrauma leidet, er hört die Geräusche des Krieges in seinem Kopf ohne eine konkrete Erinnerung zu haben. Bobby versucht ihm zu helfen.

In einer literarischen Sprache erzählt Almond von der Übergangssituation des Dreizehnjährigen, der die freundliche Welt seiner Kindheit, den Rückhalt durch seine Eltern und Freunde spürend, verlassen muss. Er öffnet die Augen und sieht einen Schmerz, der größer ist als er selbst. Seine Selbstversuche mit der Stecknadel, selbst die Striemen, die ihm Mister Todd beigebracht hat, sind nichts gegen das Leid McNultys oder die Furcht vor einem neuen Krieg. "Was ist Leben?", fragt seine Biologielehrerin als sie respektvoll einen Frosch seziert? Das alles!


© by Ulrike Schmoller
www.litterula.de