Sioban Dowd: Ein reiner Schrei. Carlsen, 2006.
ISBN: 3-551-58158-4
316 Seiten, EUR 15 (ab 13 J.)
Irland ist nicht nur eine freundliche Urlaubsinsel, sondern auch ein karger, steiniger Ort, an dem es kalt und einsam sein kann. Shell lebt dort (und zwar 1984, nicht im vorletzten Jahrhundert) in einem abgelegenen Dorf mit ihrem trinkenden fanatischen Vater und ihren kleinen Geschwistern, denen sie die Mutter ersetzen muß. Nicht ungern läßt sie sich auf die Rendezvous mit ihrem Klassenkameraden Declan ein. Da sie ganz auf sich gestellt ist, versteht sie erst sehr spät, dass sie schwanger ist und so verbirgt sie ihr Geheimnis selbst dann noch als sie ihr Kind bei einer zu frühen Geburt verliert. Einzig der junge Pater Rose sorgt sich um sie, besonders als Shell auf einmal im Kreuzfeuer von Tratsch, polizeilichen Untersuchungen und ihren eigenen Zweifeln steht.
Beileibe kein einfaches Buch, doch Shells stille Beharrlichkeit, mit der sie ihr unbändiges Leid durchträgt, ist immer gegenwärtig. Halb traumwandlerisch, halb duldend tut sie das Nötige um schließlich im entscheidenden Moment aufzuwachen und dem insistierenden Polizeiinspektor und auch ihrem Vater gegenüber für die Wahrheit einzutreten. Erschütterung und Lebenslust liegen nahe beieinander.