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M. Engström:
Steppo. Voll die Krise.

Hanser, 2006.
ISBN: 3-446-20702-3
288 Seiten, EUR 13,90 (ab 14 J.)

Steppo ist vierzehn und seit sein Vater vor vier Wochen starb gerät sein Leben aus den Fugen. Seine Mutter sitzt nur noch, in tiefe Depression versunken, auf dem Sofa in der heruntergekommenen Hochhaussiedlung, Ahsin läßt ihn auflaufen als er ihr seine Liebe gesteht und er entdeckt, dass Eva, die seit Jahren von der Klasse gemobbt wird, auf den zweiten Blick ganz okay ist. Doch wenn er sich mit ihr zeigt, ist er gleichfalls untendurch. Sein Freund Hakan stiftet ihn, nach einem Saufgelage mit selbstgebrautem Wein, zu einer Spritztour in einem geklauten Cadillac an, die in einem Unfall endet. Schlimmer als Steppos Beinverletzung ist, dass er daraufhin von Tony, dem Besitzer des Wagens, der Ahsins Freund und ein kleinkrimineller Verschieber von Drogen und Diebesgut ist, gezwungen wird Einbrüche zu begehen, um seine Schulden abzuzahlen. Beim Aufbrechen eines Kellerraums macht Steppo allerdings eine sensationelle Entdeckung: hier findet er nicht nur zahlreiche Gegenstände, die in seiner Schule geklaut wurden, sondern auch Beweismaterial, um den Exhibitionisten zu überführen, der seit Wochen die kleine schwedische Stadt beunruhigt. Er kann der Polizei sogar ein Foto des Mannes zeigen, das Hakan geknipst hat bevor er vermisst wurde. Was ist mit seinem Freund geschehen?

Steppo reitet sich gnadenlos in die Krise hinein. In seinem Milieu geht es nicht zimperlich zu. Für manchen Jugendlichen in seiner Umgebung gehören kleinere Diebstähle, Drogen und Rechtsradikalismus zum Alltag - wobei sie, nebenbei gesagt, in einem Schulsystem gehalten sind, in dem umfassende Sozialarbeit betrieben wird. Steppo gerät kurzfristig auf die falsche Seite, verstrickt sich in Lügen und ist doch gleichzeitig dem Bösen auf der Spur, das ihn fesselt. Das Ungesetzliche, zu dem er sich in einem unbedachten Moment hinreißen läßt, kippt in eine bedrohliche unausweichliche Schieflage. Im Gegensatz zu Hakan ist Steppo moralisch integer, was sich auch daran zeigt, dass er sich schließlich traut, sich schützend vor Eva zu stellen.

Engström schreibt - wie schon in "Brando" - nah am Puls der Heranwachsenden. Ihre Träume, ihr Umgangston, das Ausprobieren, die Peinlichkeiten und das Durchkämpfen zu einer eigenen Identität bringt er auf einer Ebene an die Jugendlichen heran, die ankommt weil sie nichts beschönigt - damit aus der Krise eine Katharsis werden kann.


© Ulrike Schmoller
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