Elisabeth Zöller: Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens .
Fischer Schatzinsel, 2004.
ISBN: 3-596-85156-4
224 Seiten, EUR 12,90 (ab 12 J.)
Anton wird 1932 geboren. Anfangs wächst er in einer heilen
Welt auf, doch nach einem Unfall bleibt nicht nur eine äußere Narbe, sondern auch
eine geistige Behinderung, die sich am deutlichsten in seinem Stottern äußert.
Die Zeiten verschlechtern sich, doch für Anton und seine Familie werden die Jahre
ab 1938 lebensgefährlich. Um den Schein des Normalen zu wahren wird Anton mit
sechs Jahren eingeschult; ein befreundeter Lehrer nimmt ihn in seine Klasse auf.
Liebevoll begleiten Antons Eltern seinen Weg, sie fördern seine mathematische
und künstlerische Begabung, soweit es in ihrer Macht steht. Doch die Repressalien
nehmen zu, körperliche Gewalt von Schülern und später auch Lehrern gehört für
den „lebensunwerten" Anton zum Schulalltag. Angst und Schrecken sind überall:
Ein mogoloides Kind verschwindet, der Laden des jüdischen Kaufmanns wird zerstört,
der Vater eines Klassenkameraden stirbt an der Front. Um Anton vor der „Euthanasie"
im Kinderheim zu schützen, in dem behinderte und missgebildete Kinder systematisch
getötet werden, flieht seine Mutter mit ihm aufs Land...
Elisabeth Zöller vermag es mit ihrer klaren, fast schlichten Sprache und dem chronologischen
Aufbau, den Leser immer mehr in den Bann zu ziehen. Man merkt dem Buch an, wie
lange sich Elisabeth Zöller damit beschäftigt hat und meint auch, ihre persönliche
Betroffenheit zu spüren, da sie die Geschichte Ihres eigenen Onkel aufgeschrieben
hat. Die jahrelange Recherche macht das Buch sehr authentisch: von Spielsachen
über den Schulalltag bis zu den Hakenkreuzen am Weihnachtsbaum lassen viele Details
den Alltag lebendig werden.
Die Geschichte von Anton und die Art, wie sie erzählt wird, hat mich sehr betroffen
gemacht, oft zu Tränen gerührt. Und doch gibt es so etwas, wie ein versöhnliches
Ende: Anton überlebt dank der bewundernswerten Kraft seiner Eltern, die ihn stets
annehmen und lieben, so wie er ist.