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Smash! Robert Swindells:
Smash!

Verlag Urachhaus, 1999.
200 Seiten, DM 26.-- (ab 12 J.)

Was für erschreckende Formen die Gewalt annehmen kann, wurde kürzlich durch die Hooligans bei der Fußball-Weltmeisterschaft deutlich. Ein Jugendbuch, das sich ebenfalls mit der Eskalation von Gewalt auseinandersetzt, liegt nun bei Urachhaus vor: "Smash!" von Robert Swindells.

England 1998: Stephen und Ashraf aus Pakistan besuchen die gleiche Klasse und sind, wie ihre beiden Schwestern auch, eng befreundet. Doch als in ihrer Stadt zur Jahrtausendwende ein völkerverbindendes Architekturprojekt gebaut werden soll, verhärten plötzlich die Fronten zwischen Pakistanis und ausländerfeindlichen Nationalisten, und ein dramatischer Konflikt bricht aus. Stephen wird in die rechtsextremistische Organisation "Blackout" hineingezogen während Ashraf mit den muslimischen Fundamentalisten von "Khalifa" kämpft. Was mit Anpöbeleien beginnt, eskaliert bald zu brutalen Schlägereien, der Schändung der Moschee und Brandanschlägen, denen ein kleines Kind zum Opfer fällt. Stephen und Ashraf werden bei einer Prügelei so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen, wo sie sich nach langem Widerstreben aussöhnen, woran ihre Schwestern nicht unbeteiligt sind. Diese sind es auch, die während eines Büropraktikums einen wichtigen Fund machen: ihnen gerät eine Akte in die Hände, die beweist, dass ihr Chef zusammen mit drei anderen einflußreichen Persönlichkeiten der Stadt den Rassenkonflikt bewußt angestoßen und geschürt hat, um aus eigenen Interessen ein Zustandekommen des geplanten Kulturprojekts zu verhindern.

In kurzen Kapiteln, die wie Filmschnitte aneinandergefügt sind, und einer knappen, leicht ironischen Sprache erzählt der Autor, wie leicht Jugendliche in die Fänge extremistischer Vereinungen geraten können, die ihre emotionalen und brutalen Methoden geschickt einzusetzen wissen. Am Beispiel Stephens kann der Leser erleben wie dieser aus Neugierde, Langeweile und Trotz immer tiefer in die Organisation "Blackout" hineingerät, wie er bei der Stange gehalten und schließlich mit Erpressung und Drohungen unter Druck gesetzt wird, als er aussteigen will. Er gerät in einen quälenden Zwiespalt: er weiß um sein falsches Verhalten, bringt aber dennoch weder die Kraft auf, seinen früheren Freund durch eine Zeugenaussage vor einer Gefängnisstrafe zu bewahren, noch sich jemandem anzuvertrauen.

Die beiden Protagonisten schaffen den Ausstieg schließlich nur dadurch, dass ihnen von außen Hilfen entgegenkommen: ihre Ruhigstellung im Krankenhausbett und der Anstoß zur Versöhnung durch die beiden Schwestern. So kommen sie halbwegs mit Anstand davon, zumal zum Schluß die Schuld einfach den bösen Anstiftern zugeschoben wird, ohne dass sich die "kleineren Fische" ernsthaft zu fragen scheinen, was sie selbst angerichtet haben. Bei allem Verständnis dafür, dass es sicher notwendig und authentisch ist, wenn bei einem solchen Thema lange Zeit ein Abrutschen in die Unmenschlichkeit und eine gewisse Lähmung beschrieben wird, müßte meiner Meinung nach bei einem anspruchsvollen Buch doch irgendwann ein Wendepunkt kommen, an dem die Hauptfiguren den Mut und die Tatkraft entwickeln, von sich aus ihrem Treiben ein Ende zu setzen und die Konsequenzen zu tragen. "Smash!" fehlt dieses wesentliche Element, das es zu einem herausragenden Werk machen könnte. Dennoch bleibt es ein gut lesbares aktuelles Jugendbuch, das hoffentlich zur Diskussion anregt.

© Ulrike Schmoller
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