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Uri Orlef:
Lauf, Junge, lauf.

Beltz und Gelberg, 2004.
ISBN: 3-407-80925-5
232 Seiten, EUR 14,90 (ab 12 J.)

Wie mag sich ein Neunjähriger fühlen, der aus der Mülltonne wieder auftaucht, in der er im Warschauer Ghetto nach Essbarem gesucht hat, und seine Mutter nicht mehr findet? Von diesem Moment an ist Srulik völlig auf sich gestellt und muss sich mit allen Tricks durchschlagen. Auf schlaue Weise gelingt ihm die Flucht aus dem Ghetto und er kann sich die wichtigsten Überlebenstechniken aneignen: immer in die Wälder zu gehen, auf Bäumen zu schlafen, Vögel zu fangen und vor allem sich nie nackt zu zeigen und sich nie als Jude zu erkennen zu geben. Zeitweise findet er Arbeit und Herberge auf Höfen, doch immer wieder muss er fliehen und kann gerade noch seine Haut retten. Selbst als er eine Hand bei einem Unfall verliert, lernt er damit zurechtzukommen, bis er schließlich die Frontlinie überschreitet und bei den Russen landet. Erst ganz langsam erinnert er sich nach dem Krieg an seine frühere Identität, an seine Herkunft und seinen Namen. Viele Jahre später wird er seine Geschichte dem israelischen Autor Uri Orlev erzählen, der dieses Buch daraus macht.

Srulik zerbricht nicht, trotz allem, was ihm widerfährt. Was zählt ist die nächste Mahlzeit, ein Schlafplatz und ob er den Menschen denen er begegnet trauen kann oder besser davonläuft. Er ist zu allem bereit, entwickelt ein genaues Gespür für Gefahr und wie er die Herzen der Menschen gewinnen kann. Erschütternd ist die Szene, wo er, auf der Flucht vor den Deutschen, in einem Weizenfeld auf seinen Vater trifft, der ihn rettet, indem er die Aufmerksamkeit der Verfolger auf sich lenkt. Srulik schafft mit seinem starken Lebenswillen das Unmögliche: er überlebt den Holocaust.

Für alle Menschen ab 12.


© Ulrike Schmoller
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