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Feindliches Feuer Ellen Tijsinger:
Feindliches Feuer.

Verlag Urachhaus, 1996.
138 Seiten, DM 22 (ab 12 J.)

Mariska hat in ihrer Schule eine Hilfsaktion für ein rumänisches Dorf initiiert und fährt nun zusammen mit ihrem Bruder Istvan, dem Vater und einem Lehrer dorthin, um die Spenden zu verteilen. Sie werden freundlich empfangen und erleben dadurch, daß sie bei der Lehrerfamilie wohnen, hautnah die Armut der Dorfbewohner, die mit dem Nötigsten auskommen müssen. Schon bald freunden sie sich mit dem Romajungen Django an und lernen so die noch viel schlimmeren Zustände in der nahegelegenen Romasiedlung kennen. Während die Lehrersfrau hilft, wo sie kann, sind die meisten Dorfbewohner nicht gut auf die "Zigeuner" zu sprechen, da sie oft von ihnen bestohlen werden und deren Lebensweise nicht verstehen können. Als einige Romamänner die gespendeten Kleider an sich nehmen und sie auf dem Markt verschachern wollen, eskaliert der Konflikt: ein Bauer aus dem Nachbardorf wird im Streit erstochen, worauf der Verantwortliche gelyncht und die Hüttensiedlung der Roma angezündet wird.

Man spürt der Geschichte an, daß die Autorin selbst einen Hilfstransport nach Rumänien begleitet und eine zeitlang dort gelebt hat, sonst könnte sie die Situation nicht so detailliert und wirklichkeitsgetreu beschreiben. Sie hat genau beobachtet und entfaltet die Stimmungen so glaubhaft, daß der Leser sofort mitten im Geschehen ist. Darf man aus Hunger stehlen? Wie kann man bloß diesen Menschen helfen? Am Ende sind die Helfer indirekt zu den Auslösern des Progroms geworden! Die Autorin nimmt dem Leser das Dilemma nicht ab, daß es keine einfache Lösung für diese drängenden Probleme gibt. Aber sie zeigt die Einsatzbereitschaft und Vorurteilslosigkeit von Mariska und Istvan, die mit dem Renovieren des Schulhauses einen großen Schritt in die richtige Richtung schaffen.

"Feindliches Feuer" ist ein aufrüttelndes Buch voller Echtheit und Aktualität für Jugendliche ab 12 Jahren. Auf einfühlsame Weise macht es mit der Not anderer Menschen vertraut und die dadurch geweckte Betroffenheit regt die Frage danach an, wie wir mit Andersartigen umgehen.

© Ulrike Schmoller
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