Frank Hartmann: Lasse findet einen Schatz. Urachhaus, 2010.
ISBN: 978-3-8251-7668-6
14,50 Seiten, EUR 14,50 (ab 4 J.)
Vor einiger Zeit konnte ich im Phaeno-Museum in Wolfsburg Teil eines schönen Spiels werden: auf einer Leinwand rieselten beständig Wörter herab. Man konnte sich nun - aufgenommen von einer darüber installierten Kamera - selbst auf diese Leinwand projizieren und so die Worte "auffangen". Wie bei Sterntaler blieben sie auf den Schultern, dem Kopf und den hingehaltenen Händen liegen. Auf einem ausgestreckten Arm sammelte sich so ein zufälliges kleines Gedicht. Ich wollte gar nicht mehr aus diesem Buchstabenregen heraus und hätte ewig in dem Wörtermeer baden können.
Ganz ähnlich ergeht es Lasse in diesem Bilderbuch. In einem Traum landet er in dem großen Netz, mit dem Hieronymus Wortreich alle jemals gesprochenen Worte auffängt. Er kann sie mit den Händen heraus schöpfen und sie wie Konfetti hoch werfen. Dann ordnet er sie, repariert sie und spielt mit ihnen. Lasse entdeckt die Kisten mit Ausreden, Angstworten, Widerworten und Schimpfworten. In der Schachtel "Worte, die wehtun" findet er schließlich das "Blödmann", das er zu seinem Freund gesagt hat, und das sich hart und kalt anfühlt. Ungesagt machen kann er es leider nicht, aber Hieronymus schlägt ihm vor, nach Wiedergutmachworten zu suchen. Und auch wenn diese am Morgen nicht mehr in Lasses Taschentuch eingeknotet sind - Lasse weiß nun, was er tun muss...
Die Kinder, denen ich diese Geschichte vorgelesen habe, hatten viel Freude daran, die in den Buntstiftzeichnungen versteckten Wörter und Buchstaben zu finden, die auf die unterschiedlichsten Arten geschrieben sind. Die Idee, dass Buchstaben so handgreiflich werden, dass sie sich an eine Wäscheleine hängen lassen, hat sie zum Weiterspinnen animiert. Es wurde ihnen aber auch deutlich, welche Kraft die Worte im Guten wie im Bösen haben und dass man sich gut überlegen muss, was man sagt. Und wenn es einmal schiefgehen sollte, gibt es ja die Wiedergutmachworte...