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Michael Rosen / Quentin Blake:
Mein trauriges Buch.

Freies Geistesleben, 2006.
ISBN: 3-7725-2060-0
32 Seiten, EUR 15,50 (ab 5 J.)

Traurigsein ist groß und grau, es kann wütend machen. Manchmal hilft es darüber zu sprechen, unter der Dusche zu schreien oder die Katze am Schwanz zu ziehen. Manchmal ist es einfach nur da und läßt sich mit den besten Tricks nicht besiegen. Michael Rosen kennt die Traurigkeit und den Wunsch, ihr entfliehen zu können, seit sein achtzehnjähriger Sohn gestorben ist. Was bleibt sind die Erinnerungen, seine Leidenschaft für Geburtstage und für Kerzen, und wenn es auch nur eine ist, die die momentane Einsamkeit erhellt. In dem Augenblick als er uns von seiner Trauer erzählt und sein Innerstes öffnet, bekommt diese etwas Verbindendes, wie es jeder schon einmal erlebt hat. Quentin Blakes Bilder sind mal erschütternd trist, mal voller Lebensfreude, wobei die Vergangenheit in den schönsten Farben erstrahlt, und in der Gegenwart das Grau überwiegt. Am Ende sehen wir ihn schreibend im warmen Kerzenlicht sitzen, das Dunkle hinter sich.

Wie mag ein Kind dieses Bilderbuch aufnehmen? Bewußt steht im Verlagsprospekt keine Altersangabe. Einem fröhlich-unbekümmerten Fünfjährigen braucht man es nicht zu schenken, aber es gibt doch auch sehr traurige Kinder, die dieses Gefühl noch gar nicht fassen oder irgendwie einordnen können. Vielleicht tut es ihnen gut zu hören, wie schlimm sich das Traurigsein anfühlen kann, völlig unbeschönigt. Rosen bietet keinen Ausweg an, der einzige Trost sind die ganz unspektakulären Alltagseindrücke und die Erinnerungen, die er der Niedergeschlagenheit entgegensetzt. So kann "Mein trauriges Buch" für kleine und große Melancholiker und vor allem für diejenigen, die auch den Verlust eines nahen Menschen verarbeiten müssen, zu "ihrem traurigen Buch" werden.


© by Ulrike Schmoller
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