Janosch: Das große Buch der Kinderreime. Beltz und Gelberg, 2004.
ISBN: 3-407-79882-2
194 Seiten, EUR 14,90 (ab 2 J.)
"Ein Vogel wollte Hochzeit
machen in dem grünen Walde" - das schaffen wir noch einigermaßen. Hänschen Klein
geht vermutlich auch noch. Aber wie war das noch mit "Da hast du nen Taler,
gehst auf den Markt"? Oder mit "Widele wedele"? "Zwischen Berg und
tiefem Tal"? Oder gar "Guten Abend, gute Nacht?" Jaja. Der Geist ist willig,
das Gedächtnis eher schwach. Die Melodie haben wir ja ganz genau im Kopf, aber
nach der zweiten Strophe herrscht ein gewisses dunkles Nichts, wie gelöscht.
Dabei haben wir doch zu dem einen Sprung immer Gummitwist gemacht und Hüpfkästchen
und so! Machen Sie sich keine Sorgen, Sie sind nicht alleine. Damit wir jetzt
aber nahezu alle Sprüche ferner Kinderjahre wieder greifbar haben, einfach weil
es Spaß macht, weil aus Kindern schnell Eltern und noch schneller Großeltern
werden und man immer in die Verlegenheit kommt, gelangweilte Zweijährige wenigstens
kurzfristig zu beschäftigen, hat Janosch sich hingesetzt und mit unverkennbarem
Strich Altbekanntes und längst Vergessenes zum Leben erweckt. Jede Seite ist
eine Entdeckung. Ach ja! Weißt du noch? So was eben. Das, was wir brauchen wie
Lebkuchenduft im November und verschmierte Himbeermünder im Sommer, das Planschen
durch Pfützen und das Anfeuern von Rennschnecken. Damit aber kein Leser ins
Sentimentale abgleiten kann, finden sich zwischen all den "bewährten" Sprüchlein,
Reimen, Zungenbrechern und Wortspielereien immer wieder ein paar Original-Janoschs
der Marke "Liebe Sonne scheine, auf meine kalten Beine. Lieber das Geld
versaufen, als ein Paar Stiefel kaufen." Erinnern Sie sich noch an die Rätselverse?
Abzählreime? Die Kniereitersachen? Neckverse, Lügenmärchen, Wiegen-, Schlaf-
und notfalls Schaflieder? Nö? Bestens. Sie brauchen dringend dieses Buch und
mit einem Schlag fällt Ihnen der ganze Blödsinn wieder ein. Wenn Sie mal ganz
ehrlich zu sich selbst sind - auf das Buch haben Sie gewartet. Keines schenkt
Ihnen auf einen Schlag soviel gute Erinnerung! Kleiner Tipp für Eltern und Großeltern:
Schenken Sie dem Nachwuchs auch so schöne Reime und Verse. Fürs Lebenspolster
ist das unerlässlich und optimal. Das ist aktive Lebenshilfe! Davon abgesehen
fehlt in Ihrer Sammlung sicherlich noch das eine oder andere Bild von Janosch,
oder?