Anne Herbauts: |
"Ein kleines Haus mit einer weißen Wand für die Abendsonne und einen Brunnen für den Mond zum Spiegeln, damit er sich nicht, wie auf dem Meere, verliert. Neben einem Apfelbaum oder einem Ölbaum, an dem der Wind vorbeigeht wie ein Jäger, dessen Jagd uns nicht gilt." |
schreibt Hilde Domin in einem Gedicht.
Auch in diesem Bilderbuch wird ein Haus gebaut, neben einem Baum in einer heißen
dürren Gegend am Meer und es wird weiß gekalkt. Der Mann ist sehr stolz auf
sein großes herrliches Haus. Doch die drei Vögel, die es von oben sehen, machen
sich über die kleine Hütte lustig. Selbst als der Mann sein Haus blau streicht,
um ihm die Weite des Himmels zu geben, feixen sie weiter und über die prächtigen
Vögel, die er außen anbringt, machen sie sich nur lustig. Erst als der unglückliche
Mann auf die Idee kommt, sein Haus direkt in den Himmel zu malen, ziehen sie
davon. Ob groß oder klein, das ist eben eine Frage der Sichtweise.
Es ist ein Fest, dieses großformatige Bilderbuch mit dem gelben Leinenrücken
aufzuschlagen und in den warmen Farben des Südens zu schwelgen. Ungestörte Flächen
in ocker und meerblau stehen dem Weiß der Seiten gegenüber, die den poetischen
Text tragen. Die Größe des Hauses wandelt sich je nach der Perspektive des betrachtenden
Mannes, bis es sogar ganz davonzufliegen scheint. Ob Kinder im Bilderbuchalter
die Sprache dieses Buches verstehen können? Bedenkt man, dass das Haus auf Kinderzeichnungen
stets ein Bild für den eigenen Leib ist, ließe sich dieses Geschichte auch als
Ablauf eines Menschenlebens interpretieren.
Ein anspruchsvolles künstlerisches Bilderbuch, das sich auch wunderbar als Geschenk
für Erwachsene eignet, zum Beispiel zum Einzug ins eigene Haus.