Eines Tages findet das Mädchen
Jola im Schilf eine Schwanenfeder, die sie auf wundersame Weise berührt und
die sie als ihr Geheimnis mit sich trägt. Es ist als ob der Fund ihr Erleben
vertiefen und ihre Seele für außergewöhnliche Eindrücke öffnen könnte. Tatsächlich
findet sie einen herrlichen Bergkristall und hört die Quelle zu ihr sprechen.
Auch von den Augen, die sie so liebevoll anschauen, die sie aber mehr lauschend
als sehend wahrnimmt, erzählt dieses Bilderbuch.
So ehrfürchtig und behutsam wie Jola, ihr Bruder Hannes und ihre Eltern mit
der Natur umgehen, ist auch diese Geschichte geschrieben. Staunen, Lauschen,
Dankbarkeit und Vorsichtigkeit machen den Umgang mit Steinen, Pflanzen und Tieren
zu einem spannenden Erlebnis, ohne dass äußerlich viel geschieht. Der Duft der
frischen Kräuter oder das Waschen von Radieschen im Wassertrog wird, so ausführlich
erzählt, zu Poesie. Das ist aber längst noch nicht alles. Der Schwan, der in
der sternenklaren Nacht über das spiegelnde Wasser fliegt und die Feder, das
Werdende in Jolas Händen, werden zum sprechenden Bild für etwas Geistiges, das
sich der Erde mitteilen will. In den haselnussbraunen Augen, die sie schon lange
kennen und ein warmes Licht in ihr Herz zaubern, hat Jola eine Christusbegegnung,
ohne dass das ausgesprochen werden muss. Das Geheimnis darf ein solches bleiben
und so auch den Leser im Innersten berühren. „Geerdet" wird die Geschichte dadurch
dass Jola und Hannes ganz normale muntere Bauernhofkinder sind, die im lebendigen
Dialog stehen.
Die gedeckten Farben der Pastelle nehmen die Stimmung des Textes schön auf,
nur hätten die Menschen ruhig Gesichter haben können.
Es ist gut, dass die Autorin ein Vorwort vorangestelllt hat, in dem sie darauf
hinweist wie ein Erzähl-Hör-Raum und lebendige Bilder entstehen können. Dann
kann dieses Buch unmittelbar die Lebenskräfte stärken und wie ein kleiner Urlaub
in den Bergen erlebt werden, der weit in den Alltag hineinreicht.