Birte Müller: Auf Wiedersehen, Oma 2004 Nord-Süd-Verlag
ISBN 3-314-01498-8
ca. 36 Seiten, EURO 14,80
Wohin geht die Seele eines Menschen wenn er stirbt? Felipa,
das kleine Andenmädchen, weiß dass die Seele ihrer Großmutter weiterlebt, dann
muss sie doch auch irgendwo zu finden sein. Erfolglos befragt sie den Esel, das
Schwein und die Lamas und sucht auf dem höchsten Berggipfel. Ihr Vater erklärt
ihr, dass die Seelen der Verstorbenen in den Bergen und der Erde leben, in allem
was wächst, und einmal im Jahr zu einem großen Fest mit den Bergbewohnern herbeikommen.
Felipa darf bei den Vorbereitungen helfen und ausgelassen mitfeiern, wobei sie
ihre Oma als ganz nah erlebt.
Birte Müller hat, beeindruckt von den Allerheiligenfeiern der Bolivier, ein interessantes
Bilderbuch über den Tod gemalt. Mit einer reichen Farbpalette, großflächigen Formen
und wechselnden Perspektiven entwickelt sie ihren eigenen klaren Stil. Ihren Reiz
gewinnen die Bilder durch den mehrschichtigen Auftrag der deckenden Farben, wodurch
Licht- und Schattenspiel entsteht. So gelingt es ihr, das kleine Mädchen mit dem
großen Kopf und der Knubbelnase, das wie eine Playmobilfigur aussieht und auch
nicht wesentlich mehr Ausdrucksmöglichkeiten hat, sowie die Quadratlamas tatsächlich
überzeugend zum Leben zu erwecken. Die Buntheit der Andenbewohner und ihre Art
den Tod ins Leben einzubeziehen läßt eine frohe Stimmung entstehen und nimmt dem
Thema die Schwere.
Inhaltlich gibt die Geschichte Antworten, die aus einer anderen Kultur stammen
und die mancher erwachsene Leser anders sehen wird. Dass die Seelen in der Erde
leben und dass sie Gebäck brauchen weil sie hungrig und durstig sind nach ihrer
Reise scheint mir eine materialistische Denkart zu sein. Und warum kommen sie
den Menschen nur einmal im Jahr nahe? Ein fröhliches Fest des Totengedenkens ist
natürlich eine gute Gelegenheit sich den Verstorbenen besonders zuzuwenden, von
der wir uns für unser Allerheiligen etwas abgucken können.
Ein Blick über den Zaun, der sich für Kinder ab 4 Jahren lohnt.