Kathryn Cave / Chris Ridell: What`s the matter, Davy?
Neugebauer/Nord-Süd, 1998.
28 Seiten, DM 12,80 (ab 5 J.)
Bei niedlichen Bilderbuchhäschen schrillen bei vielen Kinder-
und Jugendbuchkritikern die Alarmglocken: allzu oft dienen die süßen Protagonisten
doch durch nur der Verkaufsförderung durch die Bestätigung eingefahrener Sehgewohnheiten.
Bruno Blume forderte im Bulletin für Jugend und Literatur 3/2002 Kinder mit allgemeingültigen
und kunstvollen Formen und Figuren zu konfrontieren statt mit kindgerechten, plüschigen
Hinhaltebildchen.
Ich gestehe: ich habe mich in Davy sofort verliebt, doch die penetrant störenden
Alarmglocken läuteten so lange bis das Buch ausgiebig kritisch betrachtet war.
Gut, kein echter Hase hat derart tütenförmig zusammengefügte Ohren, so lange Schnurrbarthaare
oder klettert auf einen Baum. Als Stofftier oder Identifikationsfigur in der Phantasie
eines Kindes kann er das durchaus. Das für kleinere Kinder lebenswichtige Thema
„Hilfe, mein Kuscheltier ist fort!" wird in diesem Bilderbuch kindgerecht und
alltagsnah behandelt. Davys Traurigkeit über den Verlust Nickys, das Verständnis
seiner Brüder, die ihm suchen helfen und Ersatz anbieten, wie das der Mutter,
die ihm eine neue Puppe näht, wohl wissend dass diese nur ein Ersatz sein kann,
beweisen, dass kindliche Gefühle hier ernst genommen werden. Davy muss das Unabänderliche
akzeptieren, wird damit aber nicht alleingelassen. Die lichten Aquarelle zeigen
eine Welt, in der man sich geborgen fühlen kann, wo die Wände des Baus dick sind
und die Haseneltern groß und rund. Die Mitglieder der Hasenfamilie haben einen
differenzierten Gesichtsausdruck, zu dem nicht nur die Stellung der Pupille in
den Augen, sondern auch Mund und Ohren beitragen. Damit ist Davy rehabilitiert
und mehr als ein Kommerz-Hase.
Die englische Ausgabe (deutsch: Pauli - Wo ist Nickel?) ist zwar übersetzt, aber
so gut, dass das Vorlesen Freude macht. Da sie nicht mit der Intention geschrieben
wurde Kindern Englisch beizubringen, wird nicht unnötig vereinfacht, so dass diese
durch das Hören hineinwachsen können. Vorschulkinder können dem Text mit Hilfe
der Bilder gut folgen.