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Rudyard Kipling / Lisbeth
Zwerger:
Wie das Kamel zu seinem Höcker kam.
Neugebauer Verlag, 2001.
24 Seiten, EUR 14,80 (ab 5 J.) |
Warum die Kamele einen Höcker tragen, wissen wir alle, klar:
damit sie in der Wüste mehrere Tage ohne Essen und Trinken auskommen können.
Aber "Wie das Kamel zu seinem Höcker kam", das wissen wir erst, seit Rudyard
Kipling es am Bett seiner kleinen Tochter Josephine als Gute-Nacht-Geschichte
erzählte. Das Mädchen bestand hartnäckig auf dem richtigen Wortlaut
und dem passenden Tonfall, weshalb diese Geschichten später als "Just-so-stories"
veröffentlicht wurden.
Das Kamel also war unbeschreiblich faul, als
die Welt gerade funkelnagelneu war, ein echtes Ödel. Wenn man es ansprach,
sagte es "Höck" und tat ansonsten nichts als Gräser kauen und sein
Spiegelbild betrachten. Das ärgerte die schwer arbeitenden Tiere Hund,
Pferd und Ochse so, dass sie ein Palaver abhielten und den für Wüsten
zuständigen Djinn um Hilfe baten. Dieser, kein böser aber einer der
besten Zauberer, verhalf dem Kamel zu einem Höcker, von dem es zehren sollte,
wenn es die drei vertrödelten Tage nacharbeitete. Was es allerdings bis
heute noch nicht getan hat...
Der Übersetzer Wolf Harranth nimmt die
Spontaneität des mündlichen Erzählstils auf und erfrischt mit
witzigen Sprachschöpfungen. Der Text, der sich in der Mitte direkt an den
Leser wendet und Bezug auf die Bilder nimmt, eignet sich dadurch wunderbar zum
Vorlesen. Lisbeth Zwergers Illustrationen wirken einfach und stecken doch voller
feiner und wohlüberlegter Phantasie. Die Vignetten und Friese erinnern
an die Muster orientalischer Teppiche.
Ein Augenschmaus, an dem man sich nicht satt
sehen kann. Die anspruchsvolle Ausstattung macht dieses Bilderbuch zu einem
echten Kunstwerk, über das sich auch bibliophile Erwachsene freuen dürften.