Bette Westera / Sylvia Weve: Jawlensky - mit ihren Augen. Freies Geisteslebe, 2019.
ISBN: 978-3-7725-1941-3
32 Seiten, EUR 18.-- (ab 5 J.)
Wer kennt sie nicht, die berühmten Porträts Alexej
Jawlenskys, die nur aus wenigen Strichen bestehen? Auch wenn dieses
Buch autobiographisch ist, nimmt es doch dessen Stil dieses Künstlers
auf. Es handelt von einem Jungen, dessen verstorbene Mutter hinter den
Sternen wohnt. Er ist sicher, dass sie dort ist, auch wenn er sie nicht
sehen kann. Ob sie sehen kann, was er für sie gemalt hat? Er zeigt ihr
sein neues Zuhause, wobei er seine Bilder immer größer macht. Auf das
Porträt folgen das bemalte Haus, das Dorf, die Landschaft, die Felder
und der Flugplatz, aber so groß er seine Botschaft auch macht, er
bekommt keine Antwort. Er fragt sich, wie seine Mama wohl jetzt
aussieht und wie sie ihn sieht. Sein Vater ermutigt ihn, sich selbst
durch die Augen seiner Mutter anzuschauen, die den seinen gleichen. Der
Junge findet heraus, dass Sterne vielleicht Löcher in der Nacht sind,
durch die man alles auf der Erde sehen kann, ob es groß oder klein ist.
Stolz zeigt er ihr sein Selbstporträt.
Die tröstliche Botschaft
dieses Buches ist so einfach und wesentlich wie Jawlenskys Bildnisse.
Mit großen Augen, einem Strich für die Nase und einem für den Mund hat
er sein Gesichter weit möglichst reduziert und doch haben sie eine
große Ausstrahlung. Die Farben sind trotz ihrer Klarheit gedeckt, so
dass sie etwas Melancholisches bekommen, das die Sehnsucht des Jungen
spiegelt. Sein Enthusiasmus ist bewundernswert: allein die Idee, mit
einem Besen einen hektargroßen Rahmen um sein Dorf zu ziehen oder ein
Riesenbild mit dem Güllewagen „in allen Duftklängen des Regenbogens“
oder mit dem Schneepflug auf die Landebahn zu malen, ist großartig.
Dieses Bilderbuch geht weit über das hinaus, was Kindern ab 5
üblicherweise zum Thema Trauer und vom künstlerischen Niveau her
angeboten wird. Auf eine kreative und poetische Art geht es auf die
Fragen des Jungen ein und nimmt ihn damit ernst. Es spricht Menschen
jeden Alters an.