Charlotte Voaker: Ginger.
Verlag Freies Geistesleben, 2001.
36 Seiten, DM 26.-- (ab 4 J.)
Wie viele Erstgeborene haben das schon erlebt: gerade haben sie
es sich so richtig in ihrem neuen Dasein gemütlich gemacht, beschmust und
köstlich bekocht von Mama und Papa, da taucht auf einmal noch ein anderer
auf, der ihnen den Platz streitig macht. Und die Erwachsenen scheinen es damit
auch noch gut zu meinen und tun gar nichts gegen den Störenfried. Da hilft
nur eines: weglaufen, dass sie endlich merken, wie schrecklich das alles ist.
Bei Charlotte Voake ist es der Kater Ginger, der von Annkatrin
einen kleinen Spielkameraden bekommt. Dieses freche Kätzchen will ständig
mit ihm spielen, frisst selbstverständlich aus seinem Napf und klettert
in Gingers schönen Korb. Mit der Ruhe scheint es endgültig vorbei
zu sein, also beschließt Ginger, das Haus zu verlassen. Endlich versteht
Annkatrin seine Not, sucht ihn und sorgt für einen eigenes Tellerchen und
einen extra Pappkarton - in dem sie dann prompt beide Katzen zusammen vorfindet.
Charlotte Voakes Bilder zeigen auf hellgelbem Untergrund nur das
Wesentliche und das gekonnt. Sie versteht es, die Körpersprache und den
Ausdruck der Augen so einzusetzen, dass sich die Empfindungen der Katzen und
des Mädchens klar in ihnen ausdrücken. Sie läßt dem Leser
viel Raum, damit er sich selbst in die Gefühle hineindenken kann und hat
doch eine eindeutige Aussage. Ihr zurückhaltender und doch eigener Stil
ist einfach zum Verlieben und hebt sich deutlich von der Masse ab.
Viele Kinder im Bilderbuchalter werden sich in Ginger wiedererkennen,
vor allem wenn sie gerade ein Geschwisterchen bekommen haben. Der Beginn einer
wunderbaren Freundschaft?