Auf den ersten Blick sind Stian Holes Bilder künstlich und artifiziell, weil sie digital gemacht wurden. Das erlaubt allerdings eine fotografische Genauigkeit, die einen ganz besonderen Reiz hat. Die Landschaften und Traumwelten stilisiert und verfremdet er, so dass die realistischen Tiere und Menschen darin eine durchscheinende Verletzlichkeit bekommen. In den blau-kalten Winter tragen sie die roten Wärmeelemente hinein bis am Ende das Frühlingsgrün aufblüht.
Anna, (einer der alles gefällt, was lange dauert), folgt den Botschaften ihres (selten anwesenden) Klassenkameraden Morkel bis zu dessen Baumhaus. Dort machen es sich die beiden mit Schlafsäcken und einem Gaskocher gemütlich und kommen sich innerlich sehr nahe ohne ihren Freiraum aufzugeben. Sie spielen mit Worten und führen Dialoge, die scheinbar aneinander vorbei gehen und dabei doch genau das Wesentliche treffen. „Alle haben ihr eigenes Alphabet“, sagt Anna. Die beiden verstehen sich, auf ihrer der Welt entrückten Insel, auf einer ganz anderen Ebene. Für Anna wird durch Morkel alles größer und, als Morkel eines Tages einfach fort ist, ist sie nur noch ganz wenig. Sie sucht ihn und kann ihn nicht vergessen. Ob er auf ihre Zettel antwortet?
Die Geschichte hat mich sehr an „Leo und das ganze Glück“ (bei Litterula ju275) von Synne Lea erinnert, die auch bei den Danksagungen erwähnt wird. Ob Stian Hole das Buch seiner norwegischen Kollegin illustrieren wollte? Das Bilderbuch ist, auch mit seinem schönen Leinenrücken, mehr etwas für Ältere und Erwachsene.